Ich will ehrlich zu Ihnen sein:
Ich bin kein Fitnessguru, für den zehn
Stunden Training am Tag die absolute Erfüllung ist. Und ich stehe dazu,
dass ich nie einer sein werde – und das ist auch gut so. Ehrlich gesagt
bin ich beim Sport noch nie in Ektase geraten. Ich habe
immer vergeblich auf den Endorphinschub gewartet.
Und er wohl auf mich.
Zum Sport muss ich mich immer
ein klein wenig aufraffen. Ich gehe nicht mit meinen
Laufschuhen ins Bett, damit ich – erquickt vom gesunden
Fünf-Stunden-Schlaf – am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe
aus den Federn empor schnelle und mit verzückter Miene losdüse.
Nein, Sport ist nicht mein erstes und einziges Hobby, obwohl ich mich –
das muss ich ja zugeben – hinterher immer wie neugeboren fühle. Aber
jetzt mal Ohren auf! Am Anfang konnte ich noch nicht mal fünfhundert
Meter am Stück gehen, geschweige denn eine einzige Liegestütze
machen, ohne Seitenstiche zu bekommen.
Heute laufe ich den dünnen
Heringen davon und kann beim Bankdrücken über 60 Kilogramm stemmen.
Mir kann kein Dicker was vormachen, denn ich habe selbst von Kindesbeinen
an das volle Programm durchlebt. Jeden Tag. Ich weiß, wie es ist,
dick zu sein. Ich weiß, was man als dicker Mensch denkt. Und ich weiß,
wie man sich als dicker Mensch fühlt.
Aber mittlerweile habe ich gegenüber den meisten anderen Menschen
eines voraus: Seit ich erfolgreich mein Leben umgestellt
habe, kenne ich beide Seiten. Ich weiß nicht nur, wie es
ist, als Mister Mollig zu leben, sondern ich weiß auch,
wie man sich als sportlich trainierter Mensch fühlt und bewegt.
Es gibt
eine chinesische Weisheit, die sagt, dass man niemanden wirklich verstehen
kann, bis man nicht eine Meile in seinen Schuhen gelaufen ist.
Ich bin mein Leben lang in den Schuhen eines dicken Menschen gelaufen,
bis ich beschlossen habe, den unnötigen Ballast einfach abzuwerfen.
Seitdem sind diese Schuhe wesentlich bequemer geworden. Ich glaube,
sie passen mir jetzt besser. Es läuft sich nämlich sehr viel leichter darin.